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S C H L E H N B A C S H A U S E N GESEHEN DURCH DIE NARRENBRILLE I N H A L T S V E R Z E I C H N I S ( B A N D I ) Duplikate oder Auszüge erhältlich bei Autorin. Band II in Arbeit Von Dada GEWIDMET dem KARNEVALVEREIN UNTERBREIZBACH KCU 62 von Arno und Dorothea Nennstiel Z U M 7 5 . J U B I L Ä U M 2 o 2 2 BÜTTEN von DOROTHEA NENNSTIEL Geliebte Narren , alt und jung ! Ich bring Euch zur Erinnerung ein kleines Zeugnis von uns Alten , als wir den Spiegel vorgehalten den Narren einst , so wie Ihr heute . Auch wenn`s bis heut nicht jeden freute . Denn Schadenfreud` bleibt immer noch die effektivste Freude noch! Drum wünschen Euch kritischen Narrenblick , damit einst auch Ihr gern denkt daran zurück, daß Ihr manches verbessert mit witz`gem Radau , herzlich Arno und Dada mit B U M M und H E L A U SCHLEHNBACHHAUSEN So wurde Unterbreizbach von den umliegenden Dörfern betitelt, und seine Bewohner als Schlehnschnitzer verspottet . Aber da jeder in der Rhön weiß , daß Schlehensträucher nur dünne und besonders harte und spröde, obendrein dornige Zweige haben , also zum Schnitzen denkbar ungeeignet sind, kann man über den Sinn der Namensgebung streiten : Sollte es die Unterstellung sein, daß die Breizbacher aus Dummheit nichts zuwege brachten, oder doch die versteckte Bewunderung, daß sie selbst aus Wertlosem etwas Brauchbares herstellen konnten ? In dieses kleine Kalidörfchen an der Grenze zu Hessen, nach drei Seiten von Stacheldraht eingegrenzt , waren wir 1960 als „Zugereiste“ gekommen und hatten uns , Arno als leitender Arrzt der Kali – Betriebsambulanz mit zusätzlicher Betreuung der etwa fünftausend Einwohner von Unterbreizbach und Pferdsdorf , und ich als Deutsch- und Musiklehrerin der zehnten - und siebten Klasse , recht gut in die Dorfgemeinschaft eingelebt 1 9 6 7 wurde für uns ein entscheidendes Jahr: Ein zweiter Schacht begann zu fördern, für die Bevölkerung wurde eine eigene Einrichtung, eine Staatliche Arztpraxis , erforderlich, und Arno hatte die Wahl, welche Einrichtung er übernehmen wolle. Da wir aber seit Schulzeiten gerne zusammen arbeiten wollten, war das die Gelegenheit, und wir wechselten beide, trotz erheblicher finanzieller Einbußen, unsre Arbeitsstellen . Bürgermeister Heinz Welsch räumte für uns das Gemeindeamt, und wir konnten Praxis und Wohnung nach unseren Wünschen und Bedürfnissen in diesem Gebäude einrichten . Vom ersten Januar 1967 bis Ende 1989 konnten wir hier gemeinsam arbeiten. Am Abend des 16.März 1967 , die neue Arztpraxis im Dorf war inzwischen bestens angelaufen , kam Arno, bei den Fußballern voll integriert, nach Sprechstunde und anschließendem Fußballtraining recht spät , aber sehr fröhlich nach Hause zurück und verkündete mir, daß er gerade Mitglied des KCU , des neugegründeten Karneval Clubs von Unterbreizbach geworden sei. Zwar hatte im Jahr zuvor schon der unermüdliche Unterstützer des Breizbacher Sports, der Bergbau-Ingenieur Ernst Geck, vergeblich versucht , die Karnevalbegeisterung in seiner Heimat Westfalen mit den Sportlern zusammen auch in Unterbreizbach zu entfachen, aber vier der aktivsten Fußballer hatten diese Idee noch nicht aufgegeben, und so gründeten sie am 24.Februar mit dreizehn Mitgliedrern den K C U 67 . Als Präsident hatte Walter Rosenau die Zügel ergriffen und der talentierte Adolf Heyer hatte die Aufgabe übernommen, eine kleine männliche Gesangsgruppe, die Hofsänger des Prinzenpaares , aufzubauen und zu leiten. Als er Arno bat, die musikalische Begleitung zu übernehmen, sagte Arno sofort zu, in der sicheren Annahme, daß auch ich mich anschließen würde. Aber da ich gerade zur Vorsitzenden des Kulturbundes gewählt wurde und auch im Rat der Gemeinde schon für die Kultur verantwortlich war , kam mir das bei drei Kindern als zu viel auf einmal vor , und ich wollte erst einmal abwarten. Als ich Arno aber zur Generalprobe für den 11.11.1967 ins Kulturhaus begleitete, war die Stimmung dort ziemlich aufgebracht,weil im Dorf heftig ablehnend über Respektpersonen diskutiert würde , die sich jetzt zum Narren machen ließen. Nun gab es für mich kein besseres Gegenargument, als doch mitzumachen. So wurde ich an diesem Abend mit noch sechs anderen, davon zwei Lehrern , auch Karnevalistin . Zu Hause machte ich dann noch gleich zur Melodie des allen bekannten Karnevalliedes „Heile , heile Gänschen “ entsprechende zwei Verse, auch die bedauerlicherweise damals in Unterbreizbach grassierende Scheidungswelle berührend, und übte noch kurz mit Arno . So brachten wir beiden zum Gründungsabend des KCU unser Debüt als Musical-Duo , was wir dann noch einige Jahre als „Alte Unterbreizbacher“ beibehielten. Als Dame mit Herz: 1967 „ IN HUNNERT JAHRN IS ALLES WEG !! “ Das Leben rinnt so schnell vorbei, man hat es nur einmal ! Und trotzdem macht manch Ehe sich‘s zur bittren Höllenqual . Bedenkt, bei allen Streiterein hat nie nur einer Schuld ! Versuchts nochmal , recht lieb zu sein , und habt etwas Geduld ! Denn ist es auch oft schwer zu zwein , - - - viel schwerer ist es dann , allein ! In U.bach gibt’s jetzt Karneval ! Und dort hat man entdeckt : Das Narrenkleid verträgt sich nicht mit Ansehn und Respekt ! Es gab darüber leider schon so manchen bösen Streit ! doch lohnt sich‘s nicht , sich bös zu sein , das regelt schon die Zeit ! In ein paar Jahrn wird’s EHRE sein . beim K C U dabei zu sein !! 1 A L S A R Z T S E K R E T Ä R I N 1 9 6 8 KURORT SCHLEENBACHSHAUSEN 1 Nie werd ich die Schleenbachshäuser vergessen !? Weil die so gerne Tabletten essen !! Vorm Mittag, da kommt erst ein Pulver, - zehn Tropfen , dann zwei rote, ein grünes , ein weißes zum Stopfen, und eh man sichs versehen hat, da ist man schon vorm Essen satt , und denkt mit einem Lächeln zart : Die Mahlzeit hätten wir gespart ! Die S V K , auf leisen Sohlen , die tut sich nun den Doktor holen , und sagt mit finsterem Gesicht: „Herr Doktor, nein, so geht das nicht !!“ „Was sind das für Rezepte heuer !?. Sie sind uns ganz entschieden zu teuer !!“ Der Doktor , kleinlaut - doch gescheit , sucht ein Rezept für Sparsamkeit , und grübelt emsig ! Nacht und Tag !! HIER ist sein Verbesserungsvorschlag : Jeder Arzt an jedem Ort 2 schickt Patienten zu Kuren fort . Unser Dok tor sagt jetzt : „Nein ! , das wird hier nicht nötig sein . Das , was bringt Gesundheit dir , ham wir doch alles selber hier ! Gar nicht weit , da macht man Wind , weil dort Solequellen sind. Aber wer spricht mal von hier ?? Salzwasser ? Das ha’m auch wir !! Nur , es tut sich nicht verbergen , es fließt munter von den Bergen ! Heute sollt ihr es erfahren , wie wir können Gelder sparen . Drum Narren , besteht drauf , und machet nur in Schlehnbachshausen die nächste Kur!“ 3 Bewegt man sich nur noch mit Ach und mit Krach , dann fährt man zu Kneippkur nach Stützerbach . Dort wird mit Bewegung und Wasser bezweckt , daß bald schon Wein , Weib und Gesang wieder schmeckt . - Bewegung und Wasser - wie wunderbar , das ist doch in Schlehnbach auch nicht rar ! WIR wohnen . höchst vornehm , man hör‘ nur und seh , an der prächtigen Kornberg – Eichhörnchen – Allee . Die Bewohner mit Auto , das ist gar zu dumm , die kommen zwar um das Vergnügen herum , doch zur Mittagszeit müßt ihr euch hinbemühn , wenn die Scharen dort zum Essen ziehn : Da springt man gar munter von Fleckchen zu Fleckchen , mal auf ein Zweiglein, mal in ein Dreckchen , und springt man daneben , ist’s keine Blamage , - da gibt’s gleich dazu Unterwasser – Massage ! Die Asphaltpromenade fängt hinten erst an , da stehen ja auch keine Häuser mehr dran ! Dieses feucht-fröhl’che Training , täglich hin und zurück , das ist doch ein wahrhaft heilendes Glück ! Drum, Narren , besteht darauf , und machet nur In Schleenbachshausen die nächste Kur ! Ist’s mit dem Nachwuchs Essig und Kuchen , 4 da kann mans ja mal mit Bad Elster versuchen . Da wird man dann ins Moor getunkt , und hofft jetzt , daß es endlich funkt ! Zehn Wochen muß man das mindestens treiben ! Der Gatterich muß brav zu Hause bleiben , und siehe , oh Wunder, im neunten Mond, wird die Kur manchmal mit nem Baby belohnt ein Baby , nicht grade vom heiligen Geist , doch juckt dich ja nichts , von was du nichts weißt ! Hoch lebe der Matsch und hoch lebe das Moor , so singen nun beide in glücklichem Chor . Doch keiner wird behaupten doch , wir hätten hier kein schlamm’ges Loch ! Kommt nur ein kleiner feuchter Schauer , dann sind sie da , und zwar von Dauer . Auch grub man, umsonst ganz , am Feuerwehrhaus in vielen Stunden ein Grüblein aus , das wieder nun gefüllt mit Dreck. Da kriegt das Ding doch auch nen Zweck! Drum Mut , hinein ! Ob in der Räs , am Bahnhof , oder wo der Käs . hinein nur , ohne Rock und Kleid , der Teure steht mit Tuch bereit 5 und trägt dich, liebevoll und warm ins Bad und Bett mit starkem Arm . Auch DIE Methode Erfolg verspricht, drum , liebe Narren , säumet nicht , besteht darauf , und machet nur in Schlehnbachshausen die nächste Kur! Gibt’s noch was , wo ihr gern wollt hin ? 6 Vielleicht ins Seebad , nach Bansin ? Um dort dem nervenberuhigenden Rauschen In stiller Andacht abends zu lauschen ? Da könnt es am Nacktbadestrand geschehn , falls Sie mit nem Stottrer zum Sonnuntergang gehn , daß der stottert mit vorgehaltener Hand : „Ach wi- wi- wi- wirklich im- im- po- po- sant !“ Die Antwort darauf , kann gut ich verstehn : „Das tut mir sehr leid , - ach , wie unangenehm !“ Doch das Rauschen , das brauchen Sie hier nicht zu missen : Zum Wochenende , in Ihren Kissen da werden Sie plötzlich sanft geweckt. Ach nein , kein Mensch , der Sie erschreckt . Die Kessel vom Werk rauschen in die Welt , jetzt kein Wort Ihnen mehr auf die Nerven fällt. Selbst Ihr Ehegespons könnt jetzt schimpfen und keifen, Sie brauchten sich nicht an die Ohren zu greifen , denn ob Schimpfen , oder lautes Schrein , - da geht nichts als Rauschen , nur Rauschen hinein ! Und beruhigt sich der Kessel nach Stunden erst wieder , dann sinken Sie froh in die Kissen nieder , und man mag nicht mehr sagen auch nur ein böses Wort , man freut sich nur über die Ruhe im Ort ! Drum besteht darauf und machet nur, in Schlehnbachshausen die nächste Kur ! Auch Luftkurorte gibt’s in Massen ! 7 Doch auch hier wird sich was machen lassen . Wenn auch der Dreck hier aus den Schornsteinen rieselt und dann langsam und stetig nach unten nieselt , ist die Luft doch sonst herrlich , mit allerlei Düften , so recht , um die Lungen mal durchzulüften , zumal der Wind , mal von West , Süd , Ost , Nord , für eine gerechte Verteilung sorgt . Und – falls Sie das Baudenleben besticht , - nur bei Kerzenschein , und ganz ohne Licht , ohne nerventötendes Fernseh- Dröhnen , - auch damit könn‘ wi r Sie bestens verwöhnen ! Denn kaum tönt ein Dönnerchen , oder ein Windchen , - zack – zack , schon sitzt du im Dunklen, mein Kindchen ! „Warum nur bei uns ??“ - hat hier jemand gebrüllt , - Weil wir ha’m unser Nachwuchs–Soll noch nicht erfüllt !! Ihr seht, wir haben auch bereit für Euch viele Stunden in Traulichkeit , drum rat‘ ich euch dringend , daß ihr machet jetzt nur , in Schehnbachshausen die nächste Kur ! 8 Doch ich seh’s euch schon an , eins fehlt euch jetzt nur , - na klar ! , der beliebte Schatten zur Kur ! , mit dem man dann durch die Gegend scharwenzelt , und ihn fast wie siebzehnjährig umtänzelt . Doch muß so’n Schatten denn wirklich sein ? Ich glaub , da gilt ein glattes „ N E I N“ ! Nach kurzem , zweifelhaften Glück bleibt nur ein fader Geschmack zurück , und nach wenigen schönen Augenblicken bleibt jahrelanges Magendrücken . – Drum zeigt doch mal hier eure Frühlingsgefühle , und macht ruhig zu Hause mal Schattenspiele ! Das bringt Harmonie im ganzen Haus , und ihr schmeißt Glück und Geld nicht zum Fenster hinaus !! So wünsch‘ ich zur Kur euch jetzt ganz , ganz viel Glück , weil ich weiß , ihr kommt ja bestimmt auch zurück ! denn fest steht endgültig , die nächste Kur , die macht ihr in Schlehnbachshausen nur !! DIE CHRISTEL VON DER POST 1973 Ich bin die Christel von der Post ! Daß ihr mit nicht darüber lacht ! Weil‘s Postauto jetzt nämlich Pflicht ist , hab‘ ich den Führerschein gemacht . Die lieben Herren Postkollegen Die war*n natürlich strikt dagegen, denn wenn drin säß ne Frau am Steuer wär’s beste Auto nicht geheuer . Am schlimmsten war mein eigner Mann ! Der rief die „Weißen Mäuse“ an , daß man es bitte nicht versäume zu pflanzen vorher Gummibäume . Doch schaut , jetzt fahr ich , flott und stolz , - - - auch wenn die Bäume sind aus Holz !! Und heut*, nach dieser Fahrt, ist Schluß , weil ich in Rente gehen muß . Nur grade heut‘ hab‘ ich , oh weh ne Sendung an die L P G ! Mit Adlers, Führers, Pforrs, oh Graus da kennt sich doch kein Schwein hier aus ! Drum fragt ich ganz bescheiden an ob mir’s mal einer zeigen kann, „Na klar! , rief’s ringsum hilfsbeflissen , „in fünf Minuten wer’nses wissen!“ „Im Dorf , fast in der Mitte, ganz da vorne links , isr Dommes Hans .“ „Bachgasse durch !“ - rief einer forsch , am Ende links - Fritzhense Schorsch .“ „ Der Brief hier gleich zu Baste müßt , und dieser da für Tambursch ist . Nicht weit mehr ists dann zu Dinnliese , und der hier kommt gleich zu Lowiese . Auch den dahinten kenn’se : Bornecke links , Dickhänse . Aha , der muß zu Biele rin , wir müssen nun zur Kirche hin : Der – zu Miepetersch , gleich am Eck , Friewellersch, noch ein Stückchen weg, dann , quer den Weg hinunter da kommt zu Trunks man runter . Da steh ich nun , ich armer Tor , und bin noch dümmer + als zuvor! Jetzt hab‘ ichs satt , solls Zeug heut‘ ruhn ! Mein Nachfolger kann auch was tun ! Falls jemand von der LPG hier ist - dann heute gleich Bescheid ihr wißt , ihr kriegt die Post erst morgen früh ! Und habt ihr Pech , kriegt ihr sie nie !! Ich setz mich jetzt ins Auto rin , und fahr erst mal zu Hennersch hin ! Denn wo der „ Stern „ ist , das weiß ich genau! Doch das ist nur Zufall !! --- Bum , bum , und Helau ! MEIN GROßER HUND 1961 für Christiane 1. Tip tip tap , tip tip tap , heut ‘ geh allein ich aus . Tip tip tap , tip tip tapp , da mach ich mir nichts draus ! Da brauch die Mama garnicht mit , - mein Hündchen folgt auf Schritt und Tritt ! 2. Tip tip tap , tip tip tap , wär ich doch endlich groß ! Tip tip tap , tip tip tap , das wäre ganz famos . da ging ich aus im Mondenschein , doch könnt ihr ganz beruhigt sein REFRAIN : Mein großer Hund der macht Wau – wau , und geht mit mir spazieren . Denn macht mein großer Hund Wau – wau , da kann mir nichts passieren ! Und auch der Papa brauch nicht mit ! Mein Hündchen folgt auf Schritt und Tritt ! - Und kommt ein großer Onkel an : „Häi“ - Kleene , een Moment !“ Da macht mein großer Hund Wau-wau ! Was meint ihr , wie der rennt !! 1 DIE LIEBENDE MUTTER 1969 Vor etlichen Jahren, im wonnigen Mai , da war ich noch jung , da war ich noch frei , und ihr wißt ja alle , daß sowas es gibt , da war ich so richtig von Herzen verliebt ! Mein Arno war damals ein schlanker Galan , und schaute mich heiß wie ein Schmelzofen an , und er wisperte leise: „Willst meine du werden?“ Und ich wisperte widder : „Nichts Schön’res auf Erden ! Doch drei Kinnerche mind’stens , das mußte mir schwörn ! Ach Guttche , ich hab‘ doch die Kinner so gern ! 2 Nun hab ich die drei - das könnt ihr mir glauben : Das sehen die Blinden , und das hören die Tauben ! Ist mal Ruhe bei uns , dann kann man wetten , da liegen se schlafend in ihren Betten , so ruhig und friedlich wie Engelein . Da habense fast einen Heiligenschein . Doch öffnet die erste die Augen bloß – au – weih , schon ist der Teufel los ! Da zanken und zerrn sie ohn Unterlaß , und jede will grad von der anderen was : Die Große liebt plötzlich das Püppchen der Kleinen . Die Kleine tut um nen Zirkel weinen , die Mittlere will beides gleich , dann schlagen sie sich windelweich , und sind sie zerzaust dann , wie die Raben - dann liegts in der Ecke , - und keiner wills haben !! So geht das von morgens bis in die Nacht! Und hab ich sie endlich zu Bette gebracht , dann muß die eine nochmal aufs W C , der andren tut plötzlich die Nase so weh , und die Dritte möcht sehen noch erst einen Stern - ach Guttje , wie hab ich die Kinner so gern ! 3 Wohl dem, der zu Hause hat eine Wanne für ein Bad . Wenn die Kinder abends speckig , und von Kopf bis Füßen dreckig , rin gleich in den warmen Zauber – eins, zwei. drei,--- schon sind se sauber ! In der Küche kann indessen richten ich das Abendessen . Heute kann ich’s ungestört , nicht den kleinsten Muks man hört . Bis die Ruhe gar zu lange . Soviel Bravheit macht mich bange . Voller Ahnung frag ich bloß : Was ist denn da drüben los? Ach , was seh ich ? Welcher Graus ! Fall bald rückwärts wieder raus : In der Wanne , rot wie Feuer , sitzen kleine Ungeheuer ! Ham den Lippenstift erwischt , und die Farben aufgefrischt . Auch die Wanne ist lackiert , alles , alles rotgeschmiert ! „ Mami“ , ruft’s , „ wir wolln’s doch auch lern’n !“ Ach Gutt’je , wie hab ich die Kinner so gern ! 4 Mittag , Halbzeit , ist es jetzt , und alle ham sich hingesetzt , etwas ermattet , mit knurrendem Magen . Sogar die Töchter kaum was sagen . Doch als auf den Tisch dann das Essen kummt , ist auch das letzte Gespräch verstummt , man greift zum Löffel voll Behagen , um sich genüßlich vollzuschlagen . Doch wie ich so in die Stille lausche , da ist mir’s doch so , als ob da was rausche ? – Schnell schau ich in den Flur mal rin - da steh ich schon im Wasser drin . Ich flitz ins Bad - der Hahn weit offen , der Stöpsel zu , - jetzt kanns ja loffen , und unsre Kleinste fröhlich quiekt : „Habs doch nich mehr zugekriegt !“ Alles rennet , scheuert , wischt , rettet , was zu retten ischt , da kommt auch schon wer in schnellem Lauf aus der Wohnung von unten die Treppe rauf , und laut wird an die Tür gedunnert : „Bei uns unten regnets , das hat uns gewunnert !? Ansonsten wollte ich weiter nicht störn .“ Ach Guttje , was hab ich die Kinner so gern! 5
Saure Wochen , frohe Feste , gerne hat man auch mal Gäste ! Fröhlich sitzt man in der Runde , es vergehet Stund um Stunde , eh man merkt , wie es geschah – plötzlich ist der Morgen da - , und ein wenig ramponiert wird nun schnell ins Bett marschiert . Sonntag ists ja , man kann schlafen tief und fest , den Schlaf der Braven ! Solches wollte ich versuchen . Pustekuchen , Pustekuchen ! Sieben Uhr ! Der erste Puff : „Mami , komm doch , steh doch uff !“ Gleich drauf folgt die nächste sacht : „Mami , s’ist kein Brot gemacht !“ Und die Dritte küßt mich schlau : „ Mami , mach uns doch Kakao !“ Doch mit steinernem Gesicht tu ich so , als hört‘ ichs nicht . Ahnt ihr , wie die Drei nun plärr’n ?? Ach Guttche , wie hab ich die Kinnerche gern ! Wie herrlich , wie herrlich, ist’s endlich soweit , 6. und’s beginnt die schöne Ferienzeit ! Vergessen sind des Jahres Placken , und fröhlich geht’s ans Kofferpacken . Nur etwas macht noch Kummerfalten : Wie wer’n die Töchter sich verhalten ? Am besten Aufbruch früh am Morgen , - da ham’wer noch die kleinsten Sorgen ! Wir gingen aus von dem Gedanken – da sind’se noch zu müd‘ zum Zanken . Für jedes Kind drum , akkurat , die Reisekleidung liegt parat . Was schmutzig , schnell gewaschen noch ! Zur Heimkehr will man’s sauber doch ! Ich wasch’s in der Küche , und bring es danne zum Spülen in die Badewanne . Und wie ich so rubbel , und reibe da , und achte nicht auf Klein-Antonia . da seh‘ ich noch grad‘ , wie sie rennet los , mit der Reisekleidung ! Dem letzten Stoß ! Und wie ich noch rufe :“Wo willst’e denn hin?“ „Ich helf dir ,,,ich schmeiß‘ in die Wanne rin!“ , und eh‘ ich noch dazu gekommen , da hat schon das Letzte im Wasser geschwommen !! „Ich kann’s schon !“, tat’se mir munter erklärn . Ach Guttche,wie hab ich - - - 7 Wie es sich so denken läßt , einmal kommt das Weihnachtsfest . In dem Ställchen sitzt die Kleine , Mama macht inzwischen Reine , bis es blitzt in jedem Raum , fertig für den Weihnachtsbaum ! Zucker , Butter , Milch und Eier , brauch‘ man auch zur Wihnachtsfeier . Von ‚ner Tüte Mehl , den Rest , auf dem Tisch sie stehen läßt , denn sie mu8 fix nochmal laufen , gegenüber was zu kaufen . Schnell zurück kommt sie nach Haus , doch , wie sieht das Zimmer aus !? Die Mehltüte hat unser Hund ganz vorsichtig mit seinem Mund ins Ställchen unsrem Kind gebracht . Das hat vor Freude laut gelacht , läßt’s schneien , bis die Tüte leer , S‘ Hündchen springt lustig drin umher ! Na , frohes Fest nun , so klingt mir’s von Fern ! Ach Guttche , wie hab ich die Kinner so gern! 8 Doch jedesmal , gabs so’nen dollen Streich Dann wird mirs hier drin so ein kleinwenig weich , und ich denke mir da so ganz heimlich im Stillen : Sie tatens ja nicht aus bösem Willen , sie tatens aus Freude am Kindersein . - Wie gern wär ich selber doch auch nochmal klein ! Und ich kann meine Rührung nicht ganz verbergen : Fehlte mir jemals nur eins von den Zwergen - Das wäre mein größtes Leid : kann ich schwörn ! Ach Guttche, ich hab d o c h die Kinner so gern !! 1 DIE LIEBE , ALTE GROßMAMA 1986 Vor Jahren , als wir hier begonnen , bin ich als Mutter hergekommen , und ließ hier meine Seufzer hör‘n : „Ach Guttche , wie hab ich die Kinner so gern !“ Inzwischen sind sie ausgeflogen , komm’n mit Verstärkung heimgezogen . Sind alle da zu Wochenende , werden zu eng fast Tisch und Wände ! Stets freudig ist das Wiedersehn – zu Hause war’s und ist’s halt schön ! Doch heute ruft’s :“Da ist sie ja , unsre liebe Großmama . Wenn abends die Kinder mal Lust verspüren , 2 sich unbeschwert zu amüsieren , sich frohgemut im Tanz zu drehn , so ganz gepflegt mal auszugehn , bis ganz zum Schluß ! Es soll sich lohnen ! Dann gibt’s garkeine Diskussionen : Die Enkel werden unterdessen versorgt mit Trinken und mit Essen , gewaschen , sauber und adrett , so liegen pünktlich sie im Bett . Wird mal eins wach das kann ja sein - , sind sie zu Hause nicht allein , denn Gott sei Dank , sie ist ja da : Die gute , alte Großmama ! Wie gerne sind die Enkel da , 3 Bei Großmama , das weiß man ja ! Die ersten Schrittchen ,- backe Kuchen , - mal naschen , Kuchenteig versuchen ! Von wieviel Märchen und Geschichten kann sie dem kleinen Volk berichten ! Auch viele , alte Kinderlieder singt sie den Kleinen immer wieder . Selbst Rollerfahr‘n und Fußballspielen , mit einem Ball ins Tor zu zielen ! Und gibt’s mal Schrammen , fließt mal Blut : Wenn Oma streichelt, wird’s bald gut . Ein Stück Schoklade macht zum Teil den größten Schaden wieder heil ! Das weiß zum großen Glücke ja die gute , alte Großmama ! s Gibt’s auch mal Qualm in jeder Küche - 4 manch Ehe geht auch in die Brüche . Das warme Nest wird plötzlich frostig , die Umgangsformen rauh und rostig . Das Kind steht ratlos in der Scherben , es ist ihm Angst und Weh zum Sterben . Doch eine Zuflucht ist noch da: Die gute , alte Großmama . – Ach, laßt den Kindern Nest und Wärme ! Das Glück, - es liegt nicht in der Ferne ! Lernt es , den andern zu verstehn , und Fehlern auch mal nachzusehn . Die Hochzeit ist ein Anfang bloß . Das Glück fällt keinem in den Schoß! Man muß sich drehen , strecken , winden , um e i n e n Nenner dann zu finden . Drum laßt die Saat geduldig reifen ! Gemeinsam kann man Sterne greifen ! Und braucht ihr Rat - ist immer da die gute alte Großmama !! s Gibt es auch Qualm in jeder Küche - 4 Wenn abends die Kinder mal Lust verspüren 2 D I E J A H R E S Z E I T E N 1 E I N E R E H E Frühling , Sommer , Herbst und Winter einer Ehe , beschrieben und gesungen nach der Bänkel – Melodie des Mecky Messer aus Bert Brechts Dreigroschen-Oper von Kurt Weill , ( - und der Haifisch , der hat Zähne -- ) aufgeführt zum Damen - Galaabend des KCU 1971 von Arno und Dorothea Nennstiel . F r ü h l i n g Song : Narren , höret nun und sehet in der Jahreszeiten Lauf wie’s in einer Ehe gehet : Einmal runter , einmal rauf ! Nach der Hochzeit . welche Wonne , der Gefühle Frühling blüht ! Warm scheint da die Ehesonne , wie man dieses gleich hier sieht ! Er , im Bademantel , deckt gerade den Frühstückstisch , Sie kommt im Nachthemd herein : E R S I E 2 Guten Morgen , mein Süßes , du bist ja schon wach!? Guten Morgen , oh , was ist das heut‘ fürn wunderschöner Tag !! Komm, Kleines , ich hab‘ uns den Tisch schon gedeckt , und hoffe doch stark , daß mein Kaffee dir schmeckt ! Ohje , so ein Pech , das tat mir mißlingen ! den wollte ich dir doch ans Bett heute bringen ! Komm , setz dich schon hin. Ich gieß uns gleich ein , Ach Liebster, wie herrlich ist das Leben zu zwein !! Moment nur mal fix , ich zieh mir was an . ich bin ganz schnell fertig , dann fangen wir an ! Um Himmelswillen ! So bist du grad schön !! Heut Nacht hab‘ ich das sowieso nicht richtig gesehn ! (Setzen sich an den Kaffeetisch , sehnsüchtige Blicke - ) Das Rosa , das steht dir ! - Komm her , meine Kleine (Er zieht sie an sich - sie sträubt sich scherzhaft ) Nicht ??? Sei schön lieb ! Wir sind doch alleine ! Komm, guck nicht so - siehst du , nu lach‘ auch mal nett ! Na endlich ! - Ach komm , wir gehen nochmal ins Bett !! ( -Abgang - ) S o m m e r ( Nach 10 Jahren) 3 Seht , im Sommer wird es schwüle , es gewittert laut und grell . Nach Gewitter wird es kühle , und das Unkraut wuchert schnell . (Sie deckt im Bademantel den Tisch , er kommt in Unterhemd und Unterhose herein ) Er : Sie : Moin Moin ! (Er putzt sich ungeniert laut die Zähne , sie deckt weiter , ebenso laut hustend , teilnahmslos den Tisch . Beide setzen sich , er fängt lässig an zu essen , holt sich die Zeitung und liest dabei . Gereizt stellt sie nun das Radio recht laut an. Nach kurzer Zeit schlägt er mit der Faust auf den Tisch : Zum Donnerwetter, das Ding bleibt jetzt still!! Ist das zuviel verlangt , wenn man in Ruhe frühstücken will ?? Grad du regst dich auf ? Das ist ja zum Lachen! D U grade willst mir Vorschriften machen? Hockst hinter der Zeitung wie’n Ochs hinterm Tor , und mir wirfst du dann das Radio vor ?! Mensch , denkst du , dein Anblick wär etwa erlabend mit den Dingern (Lockenwickeln) dadrinne seit gestern Abend ?? Das wundert dich wohl ?? Das ist doch horrend !! DU !! , in Unterhose und Unterhemd !! (Er steht auf , zieht sich fertig an , versöhnlicher :) Na, laß es mal gut sein ! - Ich muß sofort gehn , bis heute Abend ! Auf Wiedersehn ! (Flüchtiger Abschiedskuß beiderseits) H e r b s t (Nach 20 Jahren) 4 Kommt der Herbst mit Sturm und Regen , bricht manch morscher Bau entzwei , hängt oft schief der Ehesegen , doch auch die Zeit geht vorbei ! (Sie sitzt schon am gedeckten Tisch und wartet auf ihn , herausfordernd mit den Fingern auf den Tisch trommelnd. Er kommt herein , ohne Notiz von ihr zunehmen , zieht den Mantel an und den Hut auf und will wortlos gehen . Er : Sie : Das Frühstück ist fertig ! Du hast noch viel Zeit ! Hab‘ keinen Hunger - , hab‘ ne Sitzung heut , Tja, na klar , ich weiß schon , die Andre hat mehr zu geben ! Aber DIE wird auch mal älter , die hat auch nur e i n Leben ! Die nimmt dich Dussel sowieso nur aus , und schmeißt dich, findt se nen Besseren, raus . Müßte DIE mit Wirtschaftsgeld mal reichen , müßt’se statt Schinken auch Marmelade mal streichen ! Und außerdem - - - ( Er zuckt gleichgültig mit den Schultern - und geht . W i n t e r (Nach 47 Jahren) 5 Und der Winter decket milde Alles Rauhe , Schmutz’ge zu . Sorg‘ , daß warm jetzt brennt dein Ofen , ohne Wärm‘ erfrierest du ! (Er sitzt mit Zigarre am Tisch , sie kommt wacklig herein ) Er ; Sie : Das riecht ja so gut heut nach Bohnenkaffee? Und heut ist doch kein Sonntag, wenn recht ich’s beseh‘ !? Moment , - wir haben jetzt Februar , der 5.? - nein sechste !Ach,jetzt wird mirs klar Unser Hochzeitstag ! Nicht zu verzeihn !! Weißt du noch , früher ? Da fiel dir’s immer nicht ein! ( Er holt hinterm Stuhl einen Blumenstrauß und steht auf ) Ja, ja, meine Olle , komm, laß dich mal drücken , hat man schon soviele Jährchen wie wir auf dem Rücken , und fast fuffzig Jahre zusammen Salz und Zucker gegessen , dann kann man getrost auch mal etwas vergessen ! Ja , fast fünfzig Jahre ! Wo sind die nur hin ? Weißt du noch , wie ich auf dem Altar gestolpert bin , und die Leut‘ sagten gleich : Die blei’m nicht zusamm ! Und welch Glück , daß wir Alten uns doch noch ham !!. Wie geht dir’s denn heute, was macht denn dein Rücken? Ach, es geht so , ich kann mich halt bloß so schlecht bücken ! Dafür zieht es heute bis runter ins Bein! Na , dann komm , altes Haus , ich reib‘ dich erst ein 6 Ja, so ist’s nun mal im Leben , ew’gen Frühling gibt es nicht ! Drum beherzigt , liebe Narren , die Moral von der Geschicht . Glaubt , ihr Leute , es ist bitter , ist im Alter man allein ! Ist auch Qualm mal in der Küche - - - zieht nicht gleich ins Ledigen – Heim !! Motto 4.Saison 197O / 1971
2.) 3.) 4.) 5.) 6.) 7.) Zum Damen-Gala-Abend am 21.O1.1989
2.) Schon kleine Mädchen ham beizeiten 3.) Auch später zeigen die Jungens uns dann , 4.) Bald ist nun März . Der Frauentag 5.) Doch jetzt schon unsre Männer barmen : 6.) Drum : Geht gemeinsam nun zu Werke ! B U M M U N D H E L A U !!! |
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